Hinterm Haus wirds wild
Ein Familiengarten, vier Jahreszeiten
An die saftige Chappelweid erinnert heute nur noch der Name auf dem Strassenschild. Sowohl das Grün wie auch der freie Blick auf die Kapelle sind einem dichten Wohnquartier gewichen. Ein farbenfrohes Gartenparadies findet sich am Siedlungsrand direkt beim Tobelbach. Hier in Rickenbach bei Schwyz hat Familie Durrer ein modernes Holzhaus gebaut – damals noch auf fast grüner Wiese: «Für uns war schnell klar, dass wir den Garten möglichst naturnah belassen», erklärt Mutter Roswitha. Quasi als Hommage an die frühere Weide entstand hier ein gut gehüteter Biogarten. Von aussen wirkt er wild verwachsen, doch dem Zufall bleibt hier wenig überlassen: «Mein Vater ist Biologe, und unser Ehrgeiz war es, eine möglichst grosse Vielfalt an Pflanzen und Lebewesen im Garten anzusiedeln», sagt Roswitha Durrer.
Kurz mal die Zeit vergessen
«Wir haben zwei Igel, Ringelnattern und etwa hundert Eidechsen … und ganz viele Insekten», zählt Töchterchen Matilda ihre Gartenmitbewohner auf. «Und vier Hühner, eine Schildkröte, eine Katze und einen Hund», erklärt der kleine Maurus dazu. «Wegwarten, Flockenblumen, wilde Möhren, Färberkamillen, Schafgarben und, und, und», stimmt Roswitha in die Aufzählung mit ein. Sie sitzen alle am Gartentisch und nippen an einem Glas Goldmelissensirup – natürlich hausgemacht. «Es ist einfach schön, im Garten Zutaten für die Küche sammeln zu können», findet Roswitha. Und sie verschweigt nicht: «Klar steckt hier jede Menge Arbeit drin. Die ersten beiden Jahrewaren anstrengend, in der Blumenwiese blühte fast nichts.» Doch das müsse man aushalten können. «Ohne Geduld ist nichts zu wollen im Biogarten!» Umso grösser die Freude, als sich die ersten Eidechsen in den von Vater Lukas gebauten Natursteinmauern rund ums Haus einquartierten. Das Ziel den Insekten, «die uns alles bestäuben», mit einem vielfältigen Pflanzenangebot und neu einem Insektenhotel (siehe Kasten) eine Lebensgrundlage zu bieten, ist das eine. Das andere ist für die Lehrerin auch Selbstzweck: «Beim Gärtnern kann ich mich verlieren und vertun wie sonst nirgends.» Zudem sei die Gartenarbeit etwas Kreatives und auch ästhetisch Schönes. Sie sitze gerne an ihrem Plätzchen und schaue zu, wie alles kreucht und fleucht, um dabei kurz die Zeit zu vergessen, bevor die Hausarbeit, die Schule, die Kinder wieder rufen. Und wenn Letztere gerade mal nichts vermelden, dann erschaffen sie sich in ihren Geheimverstecken ihre eigene Welt und brauen Zaubertränke aus Wasser und Kräutern oder sammeln die Hühner wieder ein. Denn am Durrer-Garten mit den Hühnern hätte auch der Fuchs seine liebe Freude.
Tipps vom Do-it-Fachmann
«Willkommene Plätze zum Überwintern»
Viele Insekten sind für Mensch und Umwelt von grosser Bedeutung. Sie bestäuben Blüten oder stellen das ökologische Gleichgewicht im Garten wieder her, indem sie Schadinsekten regulieren. Durch zahlreiche Eingriffe in den Lebensraum von Nützlingen wie Bienen oder Florfliegen hat sich die Anzahl natürlicher Nist- und Überwinterungsplätze deutlich verringert. Ein Insektenhotel schafft Abhilfe. Die Nützlinge nisten sich nach ihren individuellen Bedürfnissen in einem der unterschiedlichen Zimmer ein. Das Insektenhotel an einem sonnigen, wind- und regengeschützten Ort mindestens in Kniehöhe aufstellen oder aufhängen. Die offene Seite sollte idealerweise nach Süden, Südwesten oder Südosten zeigen. Das Insektenhotel sollte auch im Winter stehenbleiben, da sonst die Nützlinge vorzeitig aus dem Nest schlüpfen und sterben. Wichtig: Das Insektenhotel darf nicht angestrichen oder lackiert werden, da sich sonst keine Nützlinge einnisten.
Mehr Infos: doitgarden.ch/biodivers