Eyakeno Ekpo hat das Zeug zum Star

Ein Morgenmuffel ist Eyakeno Ekpo wahrlich nicht: Während es draussen noch dämmert, ist der 30-jährige in der Migros-Filiale Würzenbachstrasse in Luzern schon fleissig, karrt angelieferte Kisten mit Lebensmittel von der Laderampe ins Lager, füllt Getränkeabteile auf – und strahlt dabei von einem Ohr zum andern. Beim Arbeiten versprüht Eyakeno richtig gute Stimmung: Macht hier ein Witzchen, zeigt seinen Kolleginnen und Kollegen da seinen gekonnten Hüftschwung oder gibt – den Palettenrolli im Anschlag – gar ein paar feurig vorgetragene Zeilen von «Uptown Funk» zum Besten.

Tanzen und singen, das tut Eyakeno seit Jahren leidenschaftlich: «Ich hatte schon als kleines Kind Freude an der Musik. Zu sehen, wie das Leute berührt, ist wunderschön!» Seine Liebe zum entzückten Publikum, sein Groove und die rauchige Stimme haben Eyakeno schon weit herumgeführt: Einige Jahre verbrachte er etwa als Kreuzfahrtschiff-Künstler auf hoher See.

Da konnte er rund um den Globus Menschen mit seinen Talenten verzaubern. Bei einem Zwischenstopp in Barcelona lernte er auch seine heutige Frau, eine Schweizerin, kennen. Vor rund zwei Jahren zog er dann der Liebe wegen von den USA – wo er seit seinem zehnten Lebensjahr wohnte – in die Schweiz.

Seine Frau war es auch, die Strahlemann Eyakeno Anfang Jahr fürs SRF-Format «Stadt, Land, Talent» anmeldete. «Davon wusste ich nichts, bis die Einladung zum Casting kam», lacht der 30-jährige. Eyakeno nahm die Herausforderung an und erreichte auf Anhieb das Finale. Für den grossen Triumph sollte es am Ende leider nicht reichen. Trotzdem groovte er sich mit seinen Auftritten in die Herzen von Publikum, Jury – und natürlich seines Teams in der Migros-Filiale. «Ich glaube fest daran, dass Musik eine universelle Sprache ist. Wenn ich singe, öffnen sich die Herzen der Menschen, und man gibt mir eine Chance.»

Mit Musik Herzen öffnen: Genau so ist Eyakeno schlussendlich zur Migros gekommen. Für den gebürtigen Nigerianer war die Jobsuche in der Schweiz am Anfang schwer: «Ich habe keine Ausbildung, konnte die Sprache nicht sprechen, verstand nur wenig. Ich habe mich hilflos gefühlt.» Und dann? Haben die Musik – und die Migros – geholfen: Eyakeno wurde Anfang 2022 als Künstler für das Teamevent der Filiale gebucht – und wurde nach seinem begeisternden Auftritt gefragt, ob er sich nicht vorstellen könne, Teilzeit im Lager zu arbeiten.

Gesagt, getan: Seit über einem Jahr unterstützt er die Filial-Equipe in der Logistik – und besticht nebenbei mit der einen oder anderen gelungenen Gesangseinlage. Die Frohnatur ist aber auch von ihrem Team sehr angetan: «Meine Arbeitskolleginnen und -kollegen sind unglaublich. Sie helfen mir seit Tag eins, die Sprache besser zu verstehen, effizienter zu sein und die Abläufe besser zu begreifen», sagt Eyakeno. Dank der Unterstützung der Arbeitskollegen hat Eyakeno mittlerweile den A1-Deutschkurs bestanden. «Das mit der Sprache kommt Schritt für Schritt», freut er sich. Und die Musik? Mit seiner Leidenschaft ist Eyakeno am Arbeitsplatz nicht allein. Seine Vorgesetzte tauscht mit ihm regelmässig neue Songs aus: «Das inspiriert mich, und ich kann meine Sammlung vergrössern.» Zu Hause übt er ausserdem zwei Stunden täglich – und bei gutem Wetter ist er am Luzerner Hauptbahnhof als Strassenmusiker unterwegs. «So lerne ich, selbstbewusst vor vielen Leuten aufzutreten.»

Vielleicht grüsst Eyakeno Ekpo eines Tages von der ganz grossen Bühne. Bis es so weit ist, tanzt und singt er durch die Lagerräumlichkeiten der Migros Würzenbachstrasse – und zaubert dort allen ein Lächeln auf die Lippen.