
Süsskartoffeln aus Inwil und Rottenschwil
Süsskartoffeln sind vielfältig
Man kann sie braten, backen oder Stocki daraus machen: Die Süsskartoffel ist vielfältig, aber arbeitsintensiv. Dank Tüftlern wie Dave Bigler aus Inwil oder Sebastian Hagenbuch aus Rottenschwil wächst sie sogar in heimischer Erde.
Wie wird die Süsskartoffel süss?
Wer in eine frisch geerntete Süsskartoffel beisst, verzieht vor lauter Bitterstoffen das Gesicht. Damit die Knolle süss wird, braucht es Wärme und Zeit. «Nur so wird die Stärke in Zucker umgewandelt und die Schale fest», erzählt «Aus der Region»-Produzent Dave Bigler, während er sich in Inwil über einen Trog mit plätscherndem Wasser beugt. Darin taucht er die Knollen echter Luzerner Süsskartoffeln.
Vor ihrem Schönheitsbad sehen sie aus, als wären sie eben geerntet worden. Mitte Mai werden die Süsskartoffeln jeweils angepflanzt, Mitte Oktober sorgfältig ausgegraben. Danach lagern sie erdummantelt im Dunkeln. Hinter dem Anbau der südamerikanischen Pflanze steckt mehr. «Das meiste ist Handarbeit und Tüftelei», sagt Bigler, «nur mit Anpflanzen, Ernten und Verkaufen ist es eben nicht getan.»

Dave Bigler und sein Team waschen jährlich ca. 25 Tonnen Süsskartoffeln für die Migros Luzern – notabene von Hand.
Pure Handarbeit!

fingergrosser Stecklinge welcher aus der Mutterknolle gezogen wird
Vom Steckling zur Knolle
Bei Dave Bigler stammen die Setzlinge für die Jahresproduktion aus eigenem Haus – schweizweit ein Unikum. «Wir ziehen fingergrosse Stecklinge aus ausgewählten Mutterknollen, die als Setzlinge ins Gewächshaus und später aufs Feld kommen.» Die Süsskartoffelproduktion beschäftigt Bigler und sein 5- bis 24-köpfiges Team das ganze Jahr über. Jeder Steckling wird von Hand geschnitten und in einen Erdpresstopf gesetzt.
Gewaschen landen die Süsskartoffeln in den Filialen der Migros Luzern. Das Windengewächs, das mit «Härdöpfeln» nicht verwandt ist, kann vielseitig verwendet werden. Bigler selbst mag die knallorange Knolle am liebsten als Suppe: «Die ist der Hammer!»
Von der Forschung zur Feldarbeit

Sebastian Hagenbuch aus Rottenschwil bei der Ernte
Sebastian Hagenbuch, Süsskartoffel-Produzent aus Rottenschwil nahe der Luzerner Kantonsgrenze zieht ebenfalls ovale Knollen aus der Erde. Im Rahmen seines Studiums an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen BE hat er sich intensiv mit dem Süsskartoffelanbau in der Schweiz beschäftigt, diverse Sorten verglichen und Anbauformen untersucht.
«Die Süsskartoffel ist eine spannende Nischenkultur mit stetig steigender Nachfrage», sagt Hagenbuch. Speziell an ihr sei die Vielseitigkeit: «Von süss bis salzig, sie schmeckt als Dessert, Beilage oder als Hauptspeise» und sei darüber hinaus auch farblich sehr interessant – gerade auch für die Spitzengastronomie. Er selbst mag die knallorange Knolle «leicht chrüspelig» als Ofengemüse oder als Stocki.