Arno Estermann
Sechs für «Aus der Region. Für die Region.»
Täglich kümmern sich unsere Produktmanagerinnen und -manager sowie die Produzentinnen und Produzenten darum, dass die «Aus der Region. Für die Region.»-Produkte (AdR) in unseren Filialen frisch verfügbar sind. Was dahinter steckt, erzählen drei Duos im Interview gleich selbst.
Arno Estermann
Pura Culina, Arno Estermann
Produktmanager Daniel Müller
Daniel und Arno, auf was kommt es in der Zusammenarbeit zwischen Produzenten und der Migros als Abnehmerin an?
Daniel: Die Produzentinnen sowie Produzenten und die Migros Luzern möchten Produkte anbieten, die der Kundschaft Freude bereiten. Weiter gibt es seitens der Produktion Kriterien zu erfüllen: die Vorgaben der Lebensmittelgesetzgebung einhalten; eine gewisse Infrastruktur besitzen, um in konstanter Qualität und grössere Mengen zu produzieren; und als «Aus der Region. Für die Region.»-Produzent natürlich die Bereitschaft, die strengen Anforderungen an Qualität, Herkunft und Wertschöpfung zu erfüllen. Diese werden durch unabhängige Zertifizierungsstellen regelmässig überprüft.
Arno: Da gibt es nichts zu ergänzen, ausser, dass zusätzlich beidseitiges Vertrauen sowie eine offene Kommunikation vorhanden sein müssen. Das passt bei uns – und es funktioniert super.
Angenommen ihr tauscht für einen Tag die Rollen. Was würdet ihr als erstes «entdecken» wollen?
Arno: Als Produktmanager würde mich als erstes die Sortimentsvielfalt und deren Ausgestaltung interessieren.
Daniel: In erster Linie die Produktion. Es fasziniert mich, wie aus einem Rohstoff ein Produkt entsteht. Man sieht nach ein paar Stunden, was man erschaffen hat. Und bei Pura Culina erst noch mit viel Handarbeit. Als gelernter Bäcker-Konditor kenne ich die gesamte Wertschöpfungskette und weiss, was es braucht, bis ein Endprodukt entsteht.
Wer gibt den Impuls für neue Produktideen?
Arno: In der Tendenz ist es so, dass Dani auf uns zukommt und fragt, ob wir das Produkt XY produzieren können. Aber auch wir bringen Ideen und Inputs ein.
Daniel: Wir haben viele Ideen, die wir miteinander diskutieren. Entscheidend ist, dass sich das Produkt ideal ins Sortiment einfügt, und es braucht eine gewisse Differenzierung zu anderen Produkten. Unsere Regalplätze sind beschränkt, kommt ein neuer Artikel, muss ein anderer in der Regel weichen. Und dann muss natürlich auch der Zeitpunkt stimmen. Unser neuster Streich ist das AdR-Sommerdressing als Limited Edition: ein italienisches Dressing in einer Glasflasche.
Was bedeutet es für dich, AdR-Produzent zu sein?
Arno: AdR ist nicht nur dahingesagt, sondern bis ins Detail sauber gelöst – unter anderem mit den erwähnten Kontrollen, die sehr seriös durchgeführt werden. Niemand macht das so professionell wie die Migros. Und für Pura Culina sind AdR-Produkte auch emotional gesehen wichtig – sie sind eine Herzensangelegenheit für uns.
Was bedeutet AdR aus eurer Sicht für die Konsumentinnen und Konsumenten?
Arno: Die Migros ist die erste Detailhändlerin, die mit regionalen Produkten gestartet hat. Inzwischen haben sie eine sehr grosse Akzeptanz erlangt.
Daniel: Die Einfachheit und die Klarheit liegen im Namen. Konsumentinnen und Konsumenten können sich etwas darunter vorstellen. Die Produktionsorte schaffen Bezug, Transparenz und Vertrauen.
Arno Estermann betreibt seit 2019 Pura Culina (lateinisch für «pure Küche») – zuvor hiess der Betrieb Estermann Frischmarkt GmbH. Pura Culina wirkt seit 2020 an diesem wunderschönen Standort in Rain, vorher produzierte sie auf dem eigenen Landwirtschaftsbetrieb. Der 54-Jährige singt gerne und ist ein ausgesprochener Familienmensch.
Daniel Müller ist begeisterter Feuerwehrmann und Atemschutzeingeteilter. Es bereitet ihm Freude, Menschen zu helfen. Seine liebsten Jahreszeiten sind der Frühling und der Sommer – er mag Wärme sowohl in- und ausserhalb der Schweiz. Seit 2014 ist der 37-Jährige für die Migros Luzern als Produktmanager tätig, zuerst im Bereich Brot und Backwaren, später kam das Sortiment Convenience dazu.
Kloster-Metzgerei, Daniel Käser
Produktemanagerin Suzana Jovanovic
Daniel und Suzana, wie lange arbeitet ihr schon zusammen?
Suzana: Das sind nun knapp drei Jahre – wir haben unsere Zusammenarbeit im Jahr 2021 gestartet.
Was macht eure Zusammenarbeit aus?
Daniel: Am häufigsten stehen wir in Kontakt, wenn es um die Aktionsplanung geht. Wenn aber generell für eine Zusammenarbeit alles sauber aufgegleist ist, dann läuft sie reibungslos. Und sollte mal etwas fehlen oder verbessert werden müssen, dann melden wir uns per Telefon beieinander – unsere Zusammenarbeit ist sehr unkompliziert.
Suzana: Ich sage immer: Wenn man mit einem Lieferanten nicht täglich Kontakt hat, dann ist das ein positives Zeichen (lacht). Und das ist bei Daniel und mir der Fall.
Wo und wie entstehen Ideen für neue Produkte – wer ist federführend?
Suzana: Die Ideen kommen von beiden Seiten. Ich von meiner Seite prüfe, was der Markt hergibt und was wir bereits im Sortiment führen. Ein neues «Aus der Region. Für die Region.»-Produkt muss einige Kriterien erfüllen.
Daniel: Nicht alle Produkte funktionieren im Zusammenhang mit den AdR-Kriterien. Wenn es bei mir beispielsweise einen Überbestand an Rohmaterial gibt, überlege ich, was ich mit diesem machen kann. Ebenso sind die Ideen und Bedürfnisse der Konsumentinnen und Konsumenten wichtig, auf die ich reagiere. So entwickle ich neue Produkte. Neben Qualität, Spezialität und Regionalität muss auch die Originalität gegeben sein.
Daniel, du hast die Kloster-Metzgerei im Jahr 2013 übernommen – wie hat sich das Unternehmen seither verändert und wie sieht die Zukunft aus?
Daniel: Als 20-Jähriger produzierte ich hier Salami. Dann war ich fünf Jahre weg, kam zurück, absolvierte die Meisterprüfung und stellte wiederum Salami und auch Salametti sowie Rohschinkenprodukte her. Im Jahr 2006 wurde ich Teilhaber und 2013 habe ich die Kloster-Metzgerei komplett übernommen. Seither haben wir die Produktionsfläche verdreifacht. Neben Fleisch produzieren wir mittlerweile zum Beispiel auch vegane Würste und für die Migros Luzern feinste Knöpfli. Es ist wichtig, mit der Zeit zu gehen und den Blick auf die Konsumentinnen und Konsumenten zu richten.
Konsumiert ihr beide selbst AdR-Produkte und welches ist euer Lieblingsprodukt der Klostermetzgerei St. Urban?
Suzana: Ganz ehrlich: Ich mag alle Produkte der Kloster-Metzgerei. Aber wenn ich ein Lieblingsprodukt küren muss, dann muss ich nicht lange überlegen: die Salametti!
Daniel: Schwierig, aber ich bin Team Kräuterrohschinken. Zweite Wahl wären ebenfalls die Salametti, aber mit Chili.
Was bedeutet es für dich, AdR-Produzent zu sein?
Daniel: Es erfüllt mich mit Stolz, AdR-Produkte zu produzieren. Die Philosophie entspricht ganz meiner: Wenn wir die Ressourcen – Rohstoffe, Landwirtschaft und Arbeitskräfte – aus der Region nehmen beziehungsweise einsetzen, dann sollen sie im Sinne der Wertschöpfung auch wieder in die Region zurückfliessen. Das, was wir hier machen, ist ökologisch sinnvoll und sollte das Normale sein.
Daniel Käser hat die Lehre als Metzger absolviert und das Salami- sowie Rohschinken-Handwerk von einem alten Italiener gelernt, der weiss, auf was es bei der perfekten Reifung ankommt. Er ist verheiratet, hat drei Töchter und wann immer er kann, verbringt er Zeit mit seiner Familie. Auf der Reise-Bucket-List des 50-Jährigen stehen zuoberst Südamerika und Kanada – sein Lieblingskontinent ist Afrika.
Suzana Jovanovic hat ihre Verkaufslehre in der Migros Zugerland absolviert und arbeitet als Produktmanagerin Charcuterie in der Abteilung Marketing Fleisch. Sie ist sowohl ein Arbeits- als auch ein Familienmensch. Die Zeit mit ihrer Familie – Suzana ist seit Frühling 2023 Mutter eines Mädchens – ist ihr sehr wichtig. Ansonsten trifft man die 34-Jährige draussen an, vor allem am See in Cham.
Gemüsegärtner Kilian Boog
Produktemanagerin Nicole Rust
Kilian, «Aus der Region. Für die Region.» und Bio – ein Widerspruch?
Ich weiss nicht, wie man auf die Idee kommt, dass AdR und Bio ein Widerspruch sein sollen – die beiden Label ergänzen sich vielmehr.
Wie sieht eure Zusammenarbeit aus?
Kilian: Die Artikelmengen, die ich für die nächste Woche geschätzt habe, melde ich Nicole jeweils bis spätestens Freitagmorgen. Nachdem Nicole meine Planung studiert hat, machen wir telefonisch den Abgleich.
Nicole: Genau. Wenn mir Kilian für die Folgewoche beispielsweise 40 Einheiten Kopfsalat pro Tag meldet, der Bedarf der Zentralschweizer Kundschaft aber grösser ist, muss ich mich auf die Suche nach den «Fehlmengen» machen.
Das klingt nach viel jonglieren...
Kilian: (Lacht) – das ist effektiv so. Ich arbeite mit der Natur und das Wetter ist entscheidend. Rucola beispielsweise ist heikel im Anbau. Ist es lange feucht, können sich Pilze bilden. Wenn ich sehe, dass der Rucola befallen ist, muss ich das Nicole umgehend melden.
Nicole: Die Natur ist schnell und genauso schnell müssen wir beide sein.
Wie wird das Sortiment weiterentwickelt – wo werden Ideen für neue Produkte geboren?
Nicole: Einerseits gibt es die Messe Fruit Logistica – eine Messe für Früchte und Gemüse, die an verschiedenen Orten auf der Welt stattfindet. Dort nehmen wir vom Produktmanagement teilweise teil, um neue Ideen zu erhalten. Andererseits schaue ich in den Artikelstamm von anderen Genossenschaften oder tausche mich mit deren Produktmanagement aus. Dann gibt es die nationalen Artikel, die ich immer wieder prüfe und mich frage: Könnte dieses Produkt auch in der Region angebaut werden? Und eine der wichtigsten Quellen überhaupt sind die Rückmeldungen der Kundschaft aus den Filialen.
Kilian: Ideen habe ich viele (lacht), aber beim Gemüse spielen viele Faktoren mit: Kann ich das Gemüse anbauen – funktioniert das hier? Lohnt sich der Aufwand im Anbau, logistisch gesehen und in der Abpackerei? Ideen erhalte ich unter anderem auf Versuchsfeldern in der Pfalz, auf denen neue Sorten gezüchtet werden, oder auch vom Elternbetrieb. Meine Eltern betreiben einen Hofladen und sind am Wochenmarkt – da erhält man direkte Rückmeldungen von Kundinnen und Kunden, was sehr wertvoll ist. Ausserdem muss es nicht immer ein neues Produkt sein, auch die Weiterentwicklung von bestehenden Sorten ist interessant.
Nicole, welches Produkt von Kilian ist aus deinem Einkaufswagen nicht mehr wegzudenken?
Die AdR-Fleischtomate, die es jeweils ab Juni gibt. Ich liebe sie!
Was bedeutet es für dich, AdR-Produzent zu sein?
Kilian: Ich bin ein leidenschaftlicher Gemüsegärtner. Es bedeutet mir viel, wenn ich in einer Migros-Filiale bin und sehe, wie sich mein Gemüse präsentiert. So fühle ich mich als Teil der gesamten Migros-Familie. Die Migros Luzern und ich arbeiten eng zusammen, wir haben kurze Wege und pflegen einen direkten Austausch – so können wir die Kosten tiefhalten und der Kundschaft attraktive Preise bieten.
Kilian Boog ist gelernter Gemüsegärtner und hat die Meisterprüfung absolviert. Aufgewachsen ist er in Hünenberg auf dem elterlichen Betrieb, wo er auch bis 2014 gearbeitet hat. Im Jahr 2015 hat er den jetzigen Betrieb in Udligenswil übernommen und die Kilian Gemüse GmbH gegründet – 2018 hat er vollumfänglich auf Bio umgestellt. Der 34-Jährige mag feines Essen, ist aber selbst kein guter Koch.
Nicole Rust hat ihre Lehre in der Migros Luzern absolviert – ihre Lieblingsabteilung war das Marketing Agrar. So hat es sich ergeben, dass Nicole nach der Lehre eine freiwerdende Stelle besetzen konnte. Nun ist sie bereits sechs Jahre für das Bio-Früchte und Gemüsesortiment verantwortlich.