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"Möglichst nahe bei der Kundschaft sein"

Die Migros Luzern ist auf Wachstumskurs mit neuen Standorten in der Zentralschweiz. Walter Baumann, Leiter Bau/Immobilien/Einkaufscenter und Andreas Gyger, Leiter Expansion, über die Hintergründe.

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Walter Baumann, Leiter Bau/Immobilien/Einkaufscenter (schwarz) und Andreas Gyger, Leiter Expansion (grau)

2022 wurden neue Supermärkte in Hünenberg Dorf, Root und Hergiswil eröffnet. Weshalb gerade in diesen Ortschaften?
Walter Baumann: Wir kennen die "weissen Flecken" auf der Karte der Zentralschweiz und wissen, wo wir als Migros Expansionsmöglichkeiten haben. Hünenberg Dorf und Root hatten wir bereits einige Zeit auf dem "Radar" und es freut uns sehr, dass die neuen Läden in der Zwischenzeit erfolgreich angelaufen sind und in der Bevölkerung eine grosse Akzeptanz geniessen.

Andreas Gyger: In Hergiswil gab es bereits eine Filiale, die jedoch sehr klein war. Mit der Neueröffnung am Standort Wylpark konnten wir unseren lang gehegten Wunsch umsetzen, eine moderne Filiale mit mehr Platz und zeitgemässem Sortiment zu realisieren.

Die Migros Luzern ist mit weiteren Standorten auf Wachstumskurs. Welche Faktoren spielen bei der Expansion eine Rolle?
Andreas Gyger: Den Grundlagenentscheid für einen neuen Standort erarbeiten wir mit verschiedenen Analyseinstrumenten und in etlichen internen Expertengremien. Kriterien bei der Beurteilung sind beispielsweise das Einzugsgebiet, das Wachstum der Bevölkerung oder auch Überlegungen hinsichtlich der Verkehrsplanung. In der Regel expandieren wir in Ortschaften, in welchen keine oder eine geringe Versorgung vorhanden ist. Sofern das Potenzial stimmt, werden die Expansionspläne weiterverfolgt.

Der Onlinehandel ist mittlerweile ein starker Verkaufskanal, weshalb sind physische Standorte, beziehungsweise ein grösseres Ladennetz, dennoch wichtig?
Walter Baumann: Güter des täglichen Bedarfs werden von der Kundschaft nach wie vor mehrheitlich im Laden gekauft. Insbesondere bei "Frische-Produkten" wie Gemüse und Früchten sind Aussehen und Geschmack entscheidend für einen Kaufentscheid. Zudem sind die Läden auch ein beliebter Treffpunkt für den sozialen Austausch – sie werden nie verschwinden, davon bin ich überzeugt.  

Möglichst nahe bei den Kundinnen und Kunden zu sein, ist ein Credo der Migros. Besteht hier nicht die Gefahr der Eigenkonkurrenzierung, wenn Standorte nahe beieinander sind?
Andreas Gyger: Nein, denn die Eigenkonkurrenz ist ein wichtiger Aspekt in der Gesamtbeurteilung eines neuen Standortes. Sie prüfen wir sehr sorgfältig, bevor ein Entscheid gefällt wird.

Während Corona haben grössere Filialen eher an Kundschaft verloren, kleinere Standorte an Kundinnen und Kunden hinzugewonnen. Setzt sich dieser Trend fort?
Walter Baumann: Dieser Trend hat sich nach Corona nicht bestätigt. Im Gegenteil: Die grossen Standorte wie die Einkaufscenter sind wichtige "Grundpfeiler" in der Versorgung und werden weiterhin von vielen Kundinnen und Kunden frequentiert.

Die Migros Luzern ist in allen 6 Zentralschweizer Kantonen mit Filialen präsent. In welchen Kantonen entstehen am meisten neue Standorte?
Andreas Gyger: Die meisten Standorte entstehen in den Ballungszentren, sprich in den Kantonen Luzern und Zug, auf den Hauptachsen von Luzern Süd Richtung Zug und von Luzern aus in Richtung Sursee.

Wie sieht es in Nidwalden, Obwalden, Uri oder Schwyz aus?
Andreas Gyger: Vergleichsweise gibt es in diesen Kantonen weniger grosse Bauprojekte oder Bevölkerungswachstum als in Luzern oder in Zug. Dies ergibt automatisch weniger potenzielle Standorte. Jedoch beobachten wir auch die Lage in diesen Kantonen genau und prüfen sie laufend, um beispielsweise Nahversorger-Läden, wie ein VOI-Migros-Partner, zu realisieren. Wir wollen nahe bei unserer Kundschaft sein.

Angenommen, Sie haben einen Standort in einer neuen Gemeinde: Welche Herausforderungen erwarten Sie beim Bau der dortigen Filiale?
Walter Baumann: Die Herausforderungen sind vielfältig. Einerseits sind es planungsrechtliche Themen, die immer komplexer werden. Sie treiben die Investitionskosten – und letztlich auch die Mietkosten für den Verkaufsladen – in die Höhe. Weiter hat sich der Bewilligungsprozess, bis es zu Baubeginn kommt, immer mehr verlängert.

Andreas Gyger: Andererseits gibt es viele Bedürfnisse und Meinungen von verschiedenen Anspruchsgruppen zu berücksichtigen. Ein Beispiel: Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner wollen eine Migros im Ort, jedoch möchte niemand von zusätzlichen Lärmemissionen oder Verkehrsaufkommen betroffen sein. Dies stellt uns vor Herausforderungen, weil die Waren mit dem LKW angeliefert werden und die Kundschaft auch mit dem Auto einkaufen will. Vor allem in stark besiedeltem Gebiet sind wir häufig mit dieser Problematik konfrontiert.

Damit eine Filiale an einem neuen Standort "zum Fliegen" kommt, benötigt es die lokale Bevölkerung. Wie gewinnt man die Akzeptanz der Einwohnerinnen und Einwohner, der Gemeinde, der Politik?
Walter Baumann: Indem wir unsere Kundschaft mit einer umfassenden und einladenden Gesamtlösung überzeugen, die bereits beim Zutritt in die Filiale oder im Parking sichtbar wird. Wir sind uns bewusst, dass der Name "Migros" viel Goodwill in der Bevölkerung geniesst – diesen nehmen wir ernst und stärken ihn. Wir zeigen dies unter anderem auch darin, dass wir bei Um- und Neubauten möglichst lokale und regionale Handwerksbetriebe berücksichtigen oder bei der Eröffnung einer Filiale, nebst sehr attraktiven Angeboten, auch eine grosszügige Spende des Migros-Kulturprozent an eine soziale Institution der Gemeinde übergeben. Und nicht zuletzt ist eine transparente und zeitgerechte Kommunikation mit allen Anspruchsgruppen ein weiterer Faktor, der zum Erfolg einer neuen Filiale beiträgt.

2022 hat Energiesparen mit der Strommangellage noch mehr an Bedeutung gewonnen. Wie hat die Migros Luzern darauf reagiert?
Walter Baumann: Die Migros-Gruppe unternimmt seit Jahren grosse Anstrengungen, um ihren Energieverbrauch zu senken und auf nachhaltige Energieträger zu setzen. In der immer noch angespannten Situation macht sich die Migros ständig Gedanken, wie sie den Stromverbrauch zusätzlich senken kann. Mit unseren Filialen, Produktionsstätten sowie unserer Logistik ist die Migros vielfältig betroffen und die Möglichkeiten zum Stromsparen sind entsprechend unterschiedlich.

Andreas Gyger: In der akuten Phase im Herbst 2022 wurde beispielsweise entschieden, die Logobeleuchtungen abzuschalten – so etwa auf oder an den Filialgebäuden nach Ladenschluss oder auch auf dem Dach der Betriebszentrale der Migros Luzern in Dierikon. Oder die Raumtemperatur in den Detailhandelsfilialen wurde gesenkt. Ebenso hat man sich in der Migros-Gemeinschaft entschieden, 2022 auf Weihnachtsbeleuchtungen in und an den Migros-Gebäuden zu verzichten.

Die grossen Einkaufscenter Länderpark Stans, Surseepark und Zugerland Steinhausen sind beliebt. Wie halten sie diese attraktiv und aktuell?
Walter Baumann: Wir optimieren stetig unser Angebot, um der Kundschaft ein vielfältiges Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Dabei setzen wir auch auf Trends wie Pop-Up-Stores und Regionalität. Unsere Einkaufscenter sind in der regionalen Bevölkerung fest verankert – eine grosse Stärke, die über Jahre und Jahrzehnte durch Vertrauen zwischen Kundschaft und Centern entstanden ist. Häufig pflegen die Kundinnen und Kunden eine persönliche Beziehung zu ihren Einkaufscentern und darauf setzen wir weiterhin: sei es die gute Beratung im Modegeschäft, die persönliche Einkaufsatmosphäre oder die Nähe der Mitarbeitenden zur Kundschaft. Und mit Partnerschaften wie derjenigen mit Skifahrer Marco Odermatt und dem Länderpark unterstreichen wir das regionale Engagement.

2023 modernisiert die Migros Luzern das Zugerland, was darf die Kundschaft nach dem Umbau erwarten?
Walter Baumann: Das Zugerland verfügt über ein vielfältiges Gesamtangebot an Einkaufsmöglichkeiten. Mit der Modernisierung reagieren wir auf die sich laufend verändernden Bedürfnisse und machen den Einkauf für unsere Kundschaft noch beliebter. Kundinnen und Kunden dürfen sich unter anderem freuen auf einen komplett neuen Supermarkt, auf das neue Migros-Restaurant und weitere Revitalisierungen in der Micasa und im Do it & Garden. Zudem wird die "Mall" einen eigenen "Zugerland-Charakter" erhalten und es werden mehr Verweil- und Genussmöglichkeiten und ganz generell eine sehr attraktive Einkaufsatmosphäre geschaffen. Zudem werden die technischen Installationen im Hintergrund auf den neusten Stand gebracht, wobei auch immer die Nachhaltigkeit – ganz Migros-like – eine grosse Rolle spielt.

Die Migros Luzern hat 121 Standorte in der Zentralschweiz. Gibt es auch so etwas wie ein Ende der Expansion?
Andreas Gyger: Nein, die Expansion wird nie abgeschlossen sein, unsere Umwelt verändert sich stetig. Deshalb wird auch unser Filialnetz laufend beurteilt und neue Standorte werden geprüft.

Die Migros pilotiert Einkaufsformate wie Teo oder VOI CUBE, die gänzlich ohne Personal auskommen. Sind solche Läden auch in der Zentralschweiz in Planung?
Andreas Gyger: Wir beobachten diese Entwicklungen genau, haben aber noch keinen Standort in Planung.

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